POST-EDITING
Warum MÜ-Ergebnisse nicht unbesehen übernommen werden können.
FEHLER AUF DEN ZWEITEN BLICK.
Ein Text, der plausibel klingt, kann trügerisch sein.
Neuronale MÜ-Engines haben sich in den letzten Jahren enorm verbessert und produzieren richtige syntaktische Strukturen, auch bei längeren Sätzen. Genau dieser Sprachfluss kann aber auch dazu führen, dass inhaltliche Fehler leicht „überlesen“ werden. Auch kommt es häufig zu unidiomatischen oder „schiefen“ Konstruktionen.
Deshalb ist es eine essenzielle Aufgabe der Post-Editoren, solche Sinnverfälschungen und Ungereimtheiten zu erkennen und sicherzustellen, dass der Zieltext ein korrektes Abbild des Quelltextes darstellt.
ABWECHSLUNG NICHT ERWÜNSCHT!
Die terminologischen Kapriolen maschineller Übersetzungen.
In Rechts- und Finanztexten müssen definierte Begriffe und Fachtermini einheitlich übersetzt werden. Doch selbst gut angelernte Engines „merken“ sich nicht, welcher Begriff in einem bestimmten Kontext zu verwenden ist. So wird aus dem Sicherheitentreuhänder gleich im nächsten Satz der Sicherheitsagent und weiter unten der Sicherheitsbeauftragte, Sicherungsagent und Sicherungsgeber.
Auch das Gendern in deutschen Texten stellt die MT bei der Übersetzung ins Englische vor eine große Herausforderung, sodass aus den „Mitarbeiter:innen“ auch mal die „Employees:inside“ werden. Was privat Anlass zum Schmunzeln geben mag, hat im professionellen Umfeld nichts zu suchen und bedarf einer konsequenten Nachbearbeitung durch Experten, die wissen, wovon sie schreiben.
WO BLEIBT DER SINN FÜR DAS GROSSE GANZE?
Ein MÜ-System erkennt nicht immer die logischen Zusammenhänge.
Humanübersetzer überlegen bei jedem Satz, welche Formulierung im Kontext einen Sinn ergibt. Sie stellen die richtigen Bezüge her, gehen gedanklich zurück und schöpfen aus dem reichen Fundus ihrer Erfahrung.
MÜ-Systemen fehlt dieser Gesamtblick. Sie denken weder mit noch hinterfragen sie, ob die Übersetzung plausibel ist. Oder anders formuliert: Sie haben keine Ahnung von der Realität, die die Sprache beschreibt.
Dies kann dazu führen, dass das System „halluziniert“, also Fakten frei erfindet. Beispiele für Halluzinationen im Übersetzungskontext sind:
- Wortdoppelungen
- Auslassungen oder Hinzufügungen
- Falsche Bezüge
- Sinnverdrehungen
Unsere professionellen Post-Editoren kennen derartige Schwachstellen und bewahren Sie vor den Fallstricken maschineller Übersetzungen.
DER „STILLE-POST-EFFEKT“
Wichtige Informationen bleiben auf der Strecke.
Nicht immer ist eine maschinelle Übersetzung in direkten Sprachkombinationen möglich, weil nicht in allen Sprachen genügend Datensätze vorliegen. Als (Not-)Lösung wird eine weiter verbreitete Relaissprache zwischengeschaltet. Es erfolgt also eine doppelte Übersetzung: zum Beispiel vom Deutschen ins Englische und vom Englischen ins Spanische.
Englisch ist die häufigste – aber nicht die am besten geeignete – Relaissprache. Während in romanischen Sprachen wie Französisch oder Italienisch viele Informationen bereits über die Wortform ablesbar sind, fehlt dies im Englischen. Dies führt zwangsläufig zu „Stille-Post“-Effekten. So wird aus der deutschen „Abteilungsleiterin“ im Englischen „head of department“. Bei der weiteren Übersetzung verwendet das MÜ-System die männliche Form, da das Geschlecht durch die Relaissprache Englisch verloren gegangen ist.
Zudem besteht die Gefahr inhaltlicher Fehler durch Mehrdeutigkeit. Übersetzt man beispielsweise das Wort „leicht“ über das Englische ins Spanische, wird daraus: „leicht“ > „light“ > „luz“ (= Licht).
Ohne einen kritischen Vergleich des maschinell vorübersetzten Zieltextes mit dem Ausgangstext führt ein solcher Umweg also schnell auf den Holzweg.